Nach 5 wundersamen Tagen im noch wundersameren Turkmenistan erreichten wir schließlich Usbekistan.

Das mit 33 Millionen Menschen mit Abstand einwohnerreichste Land in Zentralasien hatte sich seit dem Tod von Autokrat Islom Karimov 2016 stark gewandelt. Der neue Präsident Mirziyoyev hat das Land im rasantan Tempo aus der Isolation geführt und bringt scheinbar im Minutentakt Reformen auf den Weg.

Unser erster Anlaufpunkt war Nukus, von wo aus wir den Aralsee erkunden wollten. Abgesehen von einem unverhältnissmäßig gutem Kunstmuseum gab es in dieser Stadt auch sonst nix zu tun.




Von Nukus aus fuhren wir in Richtung Aralsee, wo wir uns im verschlafenen Munyak mit Linda, Arnim und Johann inkl. Hund Schrumpel trafen. Die 4 waren letzten Sommer mit ihrem umgebauten gigantischen Feuerwehr LKW aus Hamburg losgefahren und wir hatten uns schon das erste Mal kurz in Turkmenistan getroffen.


Und natürlich machten wir auch Halt bei den legendären Schiffen in der Wüste, die jeder schon mal irgendwo gesehen hat, wenn es um den Aralsee bzw. sein Verschwinden ging.



Allerdings konnten die paar Schiffe im Wüstensand das Verlangen die Kathastrophe des Aralsees zu verstehen nicht wirklich befriedigen. Also entschlossen wir uns, der Sache weiter auf den Grund zu gehen -wortwörtlich.


Am nächsten Tag erspähten wir nach viel zu langer Fahrt auf viel zu schlechten bzw. nicht vorhandenen Straßen in der Ferne tatsächlich doch etwas Blaues.


Tatsächlich. Da lag er vor uns, tiefblau und spektakulär. Obwohl es nur noch etwas mehr als 10% seiner ursprünglichen Größe waren, wirkte er dennoch beeindruckend.




Nach einer Nacht in der Nähe des Ufers entschlossen wir uns am nächsten Morgen weiter zu fahren, während die Anderen noch eine Nacht bleiben wollten. Wer sich übrigens genauer über die Hamburger Feuerwehr-Familie informieren möchte oder Bulldoggen mag, kann das hier tun: Vom Kiez um die Welt


Während die Anderen nach der stressigen Fahrt noch etwas bei dem schönen Camping Spot entspannen wollten, zog es uns zur mysteriösen „Insel der Widergeburt“.

Wir kämpften uns also wieder über kathastrophale Wege & Straßen über den ehemaligen Seegrund hin zur ehemaligen Insel, die in mitten des ehemaligen Sees lag und auf der sich eine ehemalige sowjetische Forschungsanlage befand, die ehemals extrem geheim war. Ehemals.


Nachdem wir fast den ganzen Tag über miserable Pisten gerumpelt waren, mussten wir erschöpft 30km vor unserem Ziel Halt machen. Wir waren bei schlechtesten Straßenverhältnissen ca. 180km gefahren, was den ganzen Tag und auch alle unsere Nerven gekostet hatte. Zum Glück fanden wir einen wirklich schönen Platz hinter Dünen.



Ausgeruht und fest entschlossen starteten wir am nächsten Morgen endlich in Richtung unsere Zieles, der Insel der Widergeburt. Dort befand sich im inzwischen verlassenen Geisterstädtchen Kantubek das Zentrum der sowjetischen Biowaffenforschung, genannt „Aralsk 7“.



Die Anlage an sich war riesig, und wir streiften bis zum Nachmittag umher. Allerdings waren die Spuren von Plünderungen und Vandalismus unübersehbar, eigentlich jedes Gebäude, jedes Fahrzeug und jeder Gegenstand waren schwer beschädigt und verwüstet. Trotzdem bekam man einen guten Eindruck von dem, was hier mal vor sich gegangen sein musste. Da ich ein Freund von verlassenen Orten bin und in Deutschland auch schon die ein oder anderen gesehen habe, wurde natürlich auch fotografiert was das Zeug hält. Dementsprechend gibt’s an dieser Stelle für alle Interessierten eine riiiiiesiege Fotogalerie:
Nun war es aber genug, und wir mussten diesen schaurig-schönen Ort wieder verlassen, denn wir hatten noch einen weiten Weg vor uns und unser Diesel wurde langsam knapp. Wir blieben noch eine Nacht am bekannten Spot an den Dünen bevor wir wieder in Richtung Nukus fuhren. Auf dem Weg kamen wir noch an einem anderen und im Vergleich zum Aralsee sehr gesunden Gewässer vorbei.


In Nukus kauften wir nochmal ein und versuchten Diesel zu finden, was sich hier im Westen von Usbekistan als kompliziertes Unterfangen herausstellte. Da die Tankstellen hier alle nur LPG, CNG oder Benzin hatten, mussten wir letzten Endes in einem Hinterhof Diesel aus Plastikflaschen kaufen.



Nun ließen wir den staubigen, abgeschiedenen Westen des Landes hinter uns und näherten uns mit Xiva, Bukhara und Samarkand dem Herz der alten Seidenstraße. Die drei Städte lagen alle gerdezu perlenschnurartig auf unserer Route und wurde von uns also peu a peu abgearbeitet. Den Anfang machte die kleinste und westlichste Stadt Xiva, und sofort bemerkten wir einen deutlichen Unterschied zu den letzten Monaten unserer Reise: Alles war voller Touristen!
Die Altstadt ließ sich in einem Nachmittag anschauen und bestand zwischen -zugegebenermaßen- sehr schönen alten Gebäuden fast nur aus Verkaufsständen für Touristen. Wir fühlten uns in dem Touristen-Gedränge dann doch irgendwie etwas fehl am Platze und fuhren nach einem Tag weiter in Richtung Bukhara.

In Bukhara trafen wir Arnim, Linda und Johann inkl. Bulldogge wieder, zu denen wir uns auf einen großen Parkplatz direkt unterhalb der Festung gesellten.

Bukhara gefiel uns besser als Xiva, obwohl es auch hier von Reisegruppen wimmelte und die Innenstadt fast nur aus Souvenierständen bestand. Allerdings war es größer, man fühlte sich nicht so eingeengt wie in Xiva und außerdem gab es mehr zu sehen.
Nach einer Nacht auf dem Parkplatz blieben wir schließlich noch zwei Nächte vor einem Hostel, wo wir mal wieder warm duschen konnten und auch Dagmar & Oliver aus München wieder trafen. Die Beiden mit ihrem Ford Ranger mit Wohnkabine hatten wir schon in Mashhad kennengelernt. Hier blieben wir noch zwei Tage, aktualisierten endlich mal wieder den hinterherhängenden Blog und streichelten die Hostelkatze.



Nun ging es endlich nach Samarkand, die wohl prachtvollste der drei Städte. Vorher legten wir aber noch einen Stopp im hübschen Sarmishay Tal ein, wo wir uns Felsmalereien anschauten und das ein oder andere mehr oder weniger kitschige Bild machten.




Nun war Samarkand an der Reihe wo wir auch sofort wieder den großen Feuerwehr LKW inkl. Insassen aus Hamburg trafen. Die größte der drei Seidenstraßenstädte legte bei allem noch mal eine Schippe drauf – die Bauwerke waren spektakulärer und noch mehr Touristen drängten sich durch die Altstadt. Diese glich, wie Bukhara und Xiva, durch fast zu stark herausgeputzte und renovierte Bauten sowie viele Touristenläden und Souvenirshops teilweise einer Art Disneyland. Aber trotz dessen war es wahnsinnig interessant und auch wir standen abends staunend vor dem Registon mit seiner (übertriebenen) Lichstshow.
Nach Samarkand ging es mal wieder weiter zur nächsten, wenn auch sehr unterschiedlichen Stadt, Taschkent. Dort waren weniger alte Gemäuer und Touristen zu erwarten, dafür ein gewisser Sowjet-Charme und das „wahre Leben“. Aber bis dahin war es noch eine ganze Weile und das Wetter wurde zusätzlich noch ziemlich beschissen. Deshalb gibt’s hier jetzt einfach mal ein paar mehr oder weniger lustige Straßenszenen.
Unser nächtlicher Stellplatz verwandelte sich dann aufgrund des Wetters leider in eine ziemliche Matschhölle, was Lisa zu neuen Offroad Höchstleistungen antrieb.
Jetzt ließen wir uns aber von keinem noch so schlechten Wetter und keiner noch so chaotischen Straßenführung mehr abbringen und fuhren „schnurstracks“ in Richtung Taschkent.



Wir kamen dann doch tatsächlich in Taschkent an, wo wir 2 Tage Station machten um Dinge zu organisieren und nach dem ganzen Regenmatsch mal wieder ausgiebig warm zu duschen.





Aber abgesehen vom Einkaufen diverser Dinge wollten wir uns diesmal etwas klassische Kultur angedeihen lassen und besuchten die Oper. Im Alischer Navoi Theater wurde groß aufgespielt, es lief Bizets „Perlenfischer“ und man fühlte einen Hauch von Sowjet-Pomp durch das ehrwürdige Haus wehen.


Auch in Taschkent fanden wir wieder keinen Spiritus für unseren Kocher, trotz intensiver Suche auf diversen Basaaren und Geschäften. Ähnlich schwierig war die Suche nach neuen Schuhen für mich in Größe 48, da sich meine Alten langsam aber Sicher auflösten. Dafür fanden wir allerhand unsinnige und lustige Dinge und fühlten uns auch sonst eigentlich relativ wohl in dieser authentischen und sympathischen Ostblockmetropole.
Jetzt hatten wir aber erstmal genug von Menschen, Städten und der Zivilisation im allgemeinen und von Taschkent aus starteten wir in Richtung Fergana Tal, von wo aus wir nach Tadschikistan einreisen wollten.



Im Fergana Tal schauten wir uns noch den Khanspalast an, aßen ein Eis und kauften von den verbliebenen Som Bier und Diesel.



Jetzt aber fix auf zur tadschikischen Grenze! Usbekistan hat uns gut gefallen, allerdings haben die vielen Städte, Menschen und Touristen bei uns auch eine Sehnsucht nach Natur, Einsamkeit und Bergen entfacht. Davon sollte es in Tadschikistan ja genug geben…

Aber wir hatten die Rechnung ohne unsere eigene Dummheit und die Sturheit der tadschikischen Grenzbeamten gemacht. Wir hatten in unserer Vorfeude nämlich komplett vergessen, mal einen Blick auf unser tadschikisches Visum zu werfen. Hätten wir dies getan, so wäre uns aufgefallen, dass dort etwas vom „frühstmöglichen Eintrittsdatum“ steht, welches 2 Tage in der Zukunft lag.

Erst auf der tadschikischen Seite bemerkten wir unseren grandiosen Fauxpass und der Grenzbeamte konnte auch keine Außnahme machen. Also ging es wieder zurück nach Usbekistan, wo wir für viel Erheiterung an der Grenze sorgten, zusammen mit Unverständnis über die „unflexiblen“ Tadschiken. Etwas peinlich berührt verdrückten wir uns dann auf eine abgelegene Wiese in Grenznähe, wo wir die nächsten 2 Tage verbrachten. Immerhin hatten wir ja genügend Essen und Bier.
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