Nach Hokkaido neigt sich unsere Zeit in Japan langsam dem Ende zu. Die Verschiffung in die USA ist endlich mehr oder weniger in trockenen Tüchern (das war ein Kampf…) und wir haben uns letztendlich Nagoya als Hafen ausgesucht. So konnten wir noch gemütlich Honshu runtertuckern und dabei Tokio, Yokohama, Nagoya und noch einmal Osaka anschauen. Und wie der Titel erahnen lässt, besuchten wir auf dem Weg noch ein paar nette Menschen.
Am Anfang trudelten wir mehr oder weniger gemütlich von Aomori nach Westen und kamen so das erste Mal seit der Ankunft in Japan an die Westküste Honshus und ans japanische Meer.
Das Wetter war hier inzwischen wieder um einiges wärmer als im Norden und Osten, wir konnten sogar das erste Mal wieder draußen frühstücken (zumindest kurz). Trotzdem zog es uns wieder nach Südosten gen Tokio und wir verließen die Westküste wieder.
Auf dem Weg lagen noch zwei mal wieder wirklich sehr schnieke Schreine/Tempel, nämlich den Haguro-san und den Yamadera Tempel , die beide mal wieder Japan-typisch unverschämt schick aussahen.
Weiter geht’s durchs Landesinnere in Richtung Ostküste, wo wir Freunde besuchen wollten die wir auf unserem Weg nach Norden kennengelernt hatten. Aber halt! Auch hier konnte man natürlich nicht einfach so „durchfahren“, da es wieder viel zu viel zu sehen gab.
Generell kann man in Japan gefühlt alle 5km anhalten um einen schönen Schrein oder Tempel anzuschauen – oder in einen Onsen zu gehen. Die vorerst letzte historische Sehenwürdigkeit war das aus der Edo-Zeit erhaltene, schnuckelige Reetdach-Dorf Ouchi-juku, was mittem im Schneegestöber lag. Deshalb waren die Touristenmassen auch recht überschaubar…
So jetzt aber genug Kultur – und weiter zu netten Menschen – in diesem Fall Mariko und Jürgen! Die beiden hatten wir nämlich vor etwa 1,5 Monaten auf dem Weg nach Norden kennengelernt. Damals saßen wir nichtsahnend vor einem Michi-no-Eki (wir erinnern uns, die quasi perfekten japanischen Raststätten) und wurden spontan von Hagasewa, einem pensionierten Zahnarzt und Freund der beiden angesprochen. Er „verkuppelte“ uns als Deutsche dann spontan mit den beiden. Wir verstanden uns sehr gut und versprachen auf dem Rückweg wieder vorbeizuschauen – also jetzt. Wir blieben fast eine Woche, entspannten, genossen die Gastfreundschaft der beiden und die japanisch-europäische Fusionsküche von Mariko. Dabei machten wir für die Verschiffung noch eine Inventur ALLER Gegenstände im Bus, was 1 riesen Spaß war und schlappe 2 Tage dauerte…
Die beiden leben übrigens in Iwaki, was in direkter Nachbarschaft zum AKW Fukushima liegt und haben so den Tsunami und anschließenden GAU hautnah miterlebt. Jürgen hat sich sogar so intensiv mit dem Thema beschäftigt, das er mehrere Bücher darüber auf Deutsch und Englisch geschrieben hat. Auch gibt es ein Interview mit dem SWR über die Erlebnisse von 2011, was man sich hier anhören kann. Und da es von hier nicht weit weg war, machen wir jetzt einfach einen Sprung nach:
Tokio
Und Zack, war waren wir plötzlich, mitten in der größten Stadt der Welt – die sich als wesentlich entspannter herausstellte als befürchtet. Durch einen der vielen hilfreichen Japan-Tipps von Toyotoro (dankeschööön!) fanden wir auch einen zentralen Stellplatz. Auf einem 24h Parkplatz in Toyosu, für 25€ am Tag und direkt neben einem 7eleven und einer U-Bahn Haltestelle, verbrachten wir 4 unerwartet ruhige Nächte.
So… was haben wir eigentlich alles getrieben in Tokio? Naja eigentlich mehr oder weniger das Touri-Programm minus alles was unsinnig viel Geld kostet. Akihabara (sehr bunt), Shibuya (auch bunt und überbewertet), Tokyo Tower (ganz ok), Metropolitan Goverment Observatory (der bessere Tokyo Tower und umsonst), Asakusa (im Regen und menschenleer), Shimo-Kitazawa (freshes Viertel, nette Bars und Läden) und teamLab Planets (ok, das war teuer aber auch jeden Yen wert.) Da es fast so viele Tokio-Reiseführer und Reiseberichte gibt wie Einwohner, spare ich mir dazu jetzt mal die sonst immer etwas zu großzügig ausfallenden Beschreibungen und präsentiere leichtverdauliche, bunte Bilder!
Da das Wetter richtig mies war, mit Temperaturen unter 10°C und der Regen immer schlimmer wurde, gönnten wir uns am nächsten Tag das „Museum“ teamLab Planets. Wie soll man das beschreiben… hmm. Also wenn Obelix ein Museum wäre und anstelle von Zaubertrank in einen Kessel voller LSD gefallen wäre, dann wäre das Ergebnis ziemlich genau teamLab Planets. Aber Bilder sagen bekanntlich mehr als 1000 Worte…
Da das Wetter immernoch mehr als beschissen war, nutzten wir den Rest des Tages noch um das Geschäftsviertel Ginza im Zentrum und eine sonst völlig überlaufene Attraktion anzuschauen: Das Viertel Asakusa mit seinem gleichnamigen Tempel. Der Plan ging auf und wir lachten uns plittschnass ins Fäustchen…
Obwohl Tokio selbst (oder besonders) im Regen sehr fotogen war, freuten wir uns doch über besseres Wetter am nächsten Tag. Und das Wetter war nicht nur besser, es war mit 20°C und Sonne geradezu frühlingshaft. Das nutzten wir aus und machten einen Tagesausflug nach Yokohama, was weniger als 1h entfernt von Tokio liegt.
Yokohama
Yokohama hat uns dann auch ziemlich gut gefallen. Es war wesentlich kompakter als Tokio (obwohl es die 3. größte Stadt Japans ist…) und im perfekten Sonnenschein natürlich auch sehr ansehnlich. Wir schlenderten mehr oder weniger planlos durch die Stadt, erkundeten hier und da die 1 oder andere Sehenswürdigkeit, aßen den 1 oder anderen Happen und genossen die Sonne. Wie bereits bei Tokio, gibt’s diesmal alles nur in leichtverdaulichen Bildchen und ich spare mir die Romane! Yay!
Nach unserem Ausflug nach Yokohama neigte sich unser Besuch des Großraums Tokio dem Ende zu. Am nächsten Tag ging es bei weiterhin Kaiserwetter in Richtung Nordwesten, in Richtung Nagano. Nicht ohne dabei noch einmal selbst über die legendäre Shibuya Kreuzung zu fahren, was mit dem dazugehörigen Foto geradezu generalstabmäßige Planung erforderte…
Nach so viel Stadt wollten wir noch einmal die Natur genießen und vielleicht doch noch einmal zum Skifahren in Japan kommen. Dazu bot sich die Gegend um Nagano an, genauer gesagt Omachi und der Wintersportort Hakuba. Doch auch der Weg dahin war, wie fast immer in Japan, ziemlich schön und wir ließen uns mehrere Tage Zeit.
Nagano / Omachi
In Omachi besuchten wir Endo und Juki, die wir ziemlich zufällig auf einem Parkplatz auf Hokkaido kennengelernt hatten. Beide liebten Snowboarding und Endo arbeitet als Fotograf für Snowboardmagazine oder andere Magazine, die meistens irgendwas mit Winter und Schnee zutun haben. Die wirklich hochklassigen Bilder von ihm kann ich jedem nur empfehlen! Bei den beiden blieben wir ein paar Tage und bekamen sogar einen Gutschein für 2 Hakuba-Tagespässe geschenkt, die Endo bekommen hatte, weil er regelmäßig Fotos für das Skigebiet macht.
Eigentlich wollten wir noch etwas länger bleiben und auch noch ein paar Kleinigkeiten am Auto reparieren lassen. Eigentlich, denn unser lustiger und normalerweise erst nach 2 Wochen antwortender japanischer Verschiffungsagent machte uns einen Strich durch die Rechnung, in dem er uns spontan mitteilte, dass wir unser Auto spätestens übermorgen am Hafen von Nagoya abgeben müssten – 9 Tage vor der eigentlichen Verschiffung. Klasse, doch noch Stress am Ende… Also Werkstatttermin abgesagt und am nächsten Tag früh los.
Nagoya
Nach unserer letzten Nacht im Bus in Japan beim Michi-no-Eki vor Nagoya machten wir vor dem Hafen noch einen der wichtigsten Stops in Japan: Beim Toyota Werk und Museum im gleichnamigen Stadtteil von Nagoya.
Bevor wir nach Japan kamen hatten wir die Hoffnung, in Japan mit unserem Auto viele Gleichgesinnte zu treffen. In unserer Vorstellung wurden wir freudig von staunenden Japanern in ihren alten Hiaces und anderen Toyotas begrüßt, bekamen vom Toyota Chef persönlich eine Führung durch die geheime Sammlung alter Modelle und trafen danach noch den 87-jährigen pensionierten ehemaligen Schichtleiter, der sich noch genau an unser Modell erinnert, wie es vom Band lief…
Soviel zur Wunschvorstellung. In der Realität machen sich die Japaner kaum was aus ihren alten Autos und schon gar nichts aus ihren alten Bussen – von manchen Ausnahmen abgesehen. Und für den Hiace existiert scheinbar nur für neue Modelle eine Art Szene, die sich hauptsächlich durch relativ hässliches Tuning auszeichnet. Und auch bei Toyota waren die einzigen, die sich über das sonderbare alte Auto vor dem Museum wunderten und uns ansprachen Touristen aus den USA und Australien. Wenn umgekehrt Japaner im alten VW Bus nach Deutschland kämen, könnten sie sich vor bierseligen Bulli-Treffen der diversen VW-Bus Clubs zwischen Buxtehude und Berchtesgarden kaum retten. Da das mehr oder weniger die einzige Enttäuschung in Japan war, blieb der famose Gesamteindruck davon unebrührt. So, und jetzt geht’s aber fix zum Hafen!
Und da war er weg. Das erste Mal seit 16 Monaten waren wir ohne Bus. Und da wir bis zur Verschiffung in einer Woche noch Papierkram erledigen mussten holten wir uns ein winziges Zimmer in einem Hotel in Nagoya. Hauptsächlich erkundeten wir eigentlich die Stadt, schauten Netflix und schickten E-Mails an diverse Zollagenten.
Unsere Japan-Zeit neigte sich inzwischen schnell dem Ende zu, und da wir einen günstigen Flug von Osaka aus gefunden hatten, verbrachten wir unsere letzten 3 Tage dort.
Osaka Vol.2
Da wir in Osaka ja schon vor 2 Monaten mit Magnus die meisten Sehenswürdigkeiten angeschaut hatten, konnten wir’s diesmal entspannter angehen lassen. Vom Apartement zwischen Flughafen und Zentrum erkundeten wir die Gegend, gingen in der für Japan eher armen Gegend Essen oder schlenderten bei gutem Wetter nach Shinsekai und zum Harukas Tower. Wie gehabt gibt’s deshalb auch wieder nur schöne, bunte Bildchen ohne viel Text.
So, das wars jetzt mit Japan. Um uns 200€ zu sparen reisten wir minimalistisch mit Handgepäck, was für 2 Wochen ausreichen sollte – dass es mehr als 3 Wochen werden sollten konnten wir da noch nicht ahnen. Da sich Corona in China bereits ausbreitete, waren die günstigen Flüge in die USA via China keine Option mehr und wir mussten „leider“ via Hawaii fliegen. Was sogar günstiger als ein Direktflug war…
An dieser Stelle ein kleines Fazit zu Japan: Ein tolles Reiseland mit wesentlich mehr als „nur“ Großstädten und der 0815-Route Tokio, Kyoto, Osaka. Mit viel mehr Natur und besser zum Campen geeignet als man glaubt, unglaublich netten Menschen (die außerhalb der Städte leider kaum Englisch sprechen) und vielen interessanten Eigenheiten. Onsen, Mangas, Schreine, Tempel, Perfektionismus, Ramen, Udon, Sushi und vielen weiteren teils sehr teuren Leckereien, perfekten Toiletten und Vulkanen. Und nicht zu vergessen, die Konbinis 7eleven, Lawson und Family Mart, die das japanische Leben oft mehr bestimmen als Schreine und Tempel. Die Klischees werden ziemlich exakt erfüllt. Man kann hier den entspanntesten Urlaub mit viel Natur, Kultur und Wellness verbringen – aber für Abenteuer ist es das falsche Land. Alles ist nahezu perfekt organisiert, asphaltiert, beschriftet, ausgeschildert, abgesperrt und abgesichert. Nach fast 4 Monaten sehnten wir uns deshalb auch wieder wilden Pisten, weiter Natur und Abgeschiedenheit. Trotzdem werden wir die Zeit in Japan mit all ihren Annehmlichkeiten und Sonderbarkeiten vermissen und werden definitiv wiederkommen!
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